Wie kaum eine andere deutsche Region verfügt das Ammerland, im Nordwesten Niedersachsens gelegen und damit ein wunderbares Zwischenstopp- oder Hinterlandziel für Nordseeküstenfahrer, über unzählige Parks und Gärten, Baumschulen und Gärtnereien – weswegen die Tourismuswerber auch mit der "Parklandschaft Ammerland – Eine Symphonie in Grün" werben. Stimmt. Aber nicht ganz. Denn hier grünt es nicht nur, es blüht auch. Aktuell besonders vielfältig: Es ist Hochsaison bei der Rhododendronblüte.
Es heißt, über 1.000 Sorten bzw. Züchtungen gäbe es hier. Sie übertreffen sich in Form, Feinheiten und Farbe. Manche Pflanzen sind erst jung, klein und noch unscheinbar blühend, andere an die hundert Jahre alt und mit bis zu zehn Metern geradezu haushoch sowie über und über mit Blüten bedeckt. Je nach Verlauf des Frühjahrswetter blühen einige Sorten schon recht früh, andere erst sehr spät, einige nur kurz und verhalten, andere dafür ausdauernd lang. Aber eins ist sicher (selbst erlebt): Wer Anfang April kommt, kann schon das eine oder andere beeindruckende Blühwunder erleben und auch Mitte/Ende Juni sind die Farbkleckse noch vielfältig. Die Hauptblütezeit jedoch ist im Monat Mai.
Bereits im 18. Jahrhundert blühten die ersten Rhododendren im Ammerland. Anno 1784 stellte nämlich Herzog Peter Friedrich Ludwig den Gartenkünstler Carl Ferdinand Bosse als Hofgärtner für den Rasteder Schlossgarten ein. Bosse wiederum war ein Schüler des englischen Garten- und Landschaftskünstlers Lancelot Brown und brachte den Rhododendron aus England mit. Seither werden diese großblumigen Büsche im Ammerland gekonnt kultiviert – und die "alpinen Rosenbäume" von hier aus nach ganz Deutschland und weit über die Grenzen hinaus ausgeliefert.
Ammerländer Rhododendronroute
Auf entsprechende Blütensuche können sich Radfreunde entlang einer knapp 47 Kilometer langen Rhododendronroute machen, die blühende Höhepunkte miteinander verbindet. Dazu zählen etwa der "Park der (Muster-)Gärten" in Bad Zwischenahn, die sogenannten "Landschaftsfenster" (fünf Aussichttürme mit fünf ausgesuchten Perspektiven, die Wasserwege, Windmühlen oder Wallhecken im Ammerland, aber eben auch den Rhododendron im Blick haben) oder eben Großgärtnereien und Parkanlagen.
So beispielsweise den Rhododendronpark Hobbie, unweit von Westerstede. Wo man auch schlicht per Auto hinfahren kann. Wie ich. Dort entstanden Anfang April die Fotos hier, als der Großteil der dortigen Blütenwunder noch unter grünen Knospenhüllen versteckt, aber vereinzelt schon grandiose Farbexplosionen zu sehen waren. Oder sich ankündigten, wie im Aufmachermotiv.
Mit über 70 Hektar ist die Hobbie-Anlage der wohl größte Rhododendronpark hierzulande, auch europaweit sucht er, so heißt es, seinesgleichen. Toll: Seit der Eröffnung anno 1928 wird er privat geführt und ist längst mehr als ein Schaugarten. In der Parkanlage stehen unter dem Schutz hoher Kiefern und teils exotische Nadel- und Laubhölzer zigtausende Rhododendren und Azaleen. Ob Wildarten oder Züchtungen, nichts, was es hier nicht gibt. Und nichts, was man nicht kaufen könnte. Unzählige Namenschildchen verlocken, sich eine lange Einkaufsliste zu erstellen, um diese online in der zugehörenden Baumschule oder einfach gleich am Parkausgang zu erstehen – wenn man denn den entsprechend großen Garten hat.
Oder man schlendert einfach nur über die durchaus barrierefrei zu nennenden Waldwege (aber auf die vielen Kieferzapfen aufpassen) oder dringt über die mit Holzhackschnitzeln ausgestreuten Nebenpfade tiefer ins Gelände ein. Wie etwa auf den "Pfad der Stammschönheiten", wo man richtig alte Rhododendren bewundern kann. Oder lässt sich im Azaleen- oder Yaku-Garten inspirieren. Der gut zweieinhalb Kilometer lange Rundweg ist großteils von Bänken flankiert. Auch einige Schutzhütten laden zur Rast ein, wenn die Augen sich einfach in Ruhe an der Blütenpracht erfreuen wollen.
Gut zu wissen: Besuchen kann man den Park rund ums Jahr, bis auf die zweimonatige Hauptblütezeit (2025 noch bis 18. Juni) ist der Eintritt dabei kostenlos. Dann trifft man im Park nur auf wenige Besuchern sowie Gärtner und Waldarbeiter. Aber "in der Saison" flanieren hier unterm Strich über 45.000 Menschen durch den dann von 09:30 bis 19:00 Uhr geöffneten Park. Dass dann ein Eintrittsgeld anfällt, ist so nachvollziehbar wie gerechtfertigt: Die Massen an Blütenfreunden wollen betreut, Parkplätze vorgehalten, Müll entsorgt werden. Außerdem richtet man diverse Events aus wie an diesem ersten Mai-Wochenende die "Ammerländer Gartentage". Übrigens auch jenseits der Rhododendronblüte, wie im Spätsommer etwa einen Kunst- und Handwerkermarkt.
Ganz abgesehen davon: Der Park ist auch dann eine wunderbare Symphonie in Grün, um es mit den Worten der Ammerländer Tourismuswerber zu sagen.