Sehnsuchtsorte hat jeder. Meiner ist das Meer. Gerne an der deutschen Küste. In meiner Kindheit war es die Ostsee, wo das Wasser immer da ist. In meiner Jugend wurde es die Nordsee, wo das Wasser gefühlt immer weg ist. Zumindest, immer genau dann, wenn man endlich wieder hinkommt und das erste Mal aufs Meer schauen will. Neben Stranderkundungen gehört das Muschelsuchen für mich dann immer dazu. Und seit ich erwachsen bin auch der neugierige Gang zum Fisch- oder Krabbenkutter.
Beides kann man wunderbar in Hooksiel miteinander verbinden, ob man dort nun „richtig“ Urlaub macht – oder als Tagesurlauber hinfährt. So wie ich, denn gewohnt habe ich da noch nie.
Aber ich liebe es, dort vom Außenhafen aus am Deich und Strand entlang zu laufen mit dem Blick auf die Nordsee. Dort draußen liegt natürlich (vielleicht auch: glücklicherweise noch) auch ein Krabbenkutter, wobei ich nur das Treiben dort beobachten mag, wenn er vom Fang zurückkommt. Pulen dürfen andere. Ich mag die Krabben in der Suppe. Und den Fisch tagsüber im Brötchen auf die Hand. Und abends vielseitig zubereitet auf dem Teller. Bei Küstenurlaub gerne jeden Tag.
Viel zu sehen gerade auf der Jade
Warum ich immer wieder gerne in Hooksiel bin, einem der viele Sielorte in (Ost-)Friesland? Weil es hier an der offenen Jade so viel zu sehen gibt – denn zugegeben, richtig Nordsee ist das hier noch nicht so ganz. Macht aber nichts!
Dafür liegt Wilhelmshaven mit dem Tiefwasserhafen JadeWeserPort und Deutschlands größtem Marinestandort, den einst die Preußen gründeten, quasi um die Ecke. Das heißt, man hat die Chance gewaltige Containerschiffe zu beobachten oder die eine oder andere Fregatte.
Und dann ist da noch die Aussicht auf den 1958 in Betrieb genommenen Ölhafen. Oder besser gesagt auf die Öltanker, die hier die rund 700 Meter weit in die Jade reinreichende Tankerlöschbrücke ansteuern. Sie ist bis heute die Kopfstation einer Pipeline ins Rhein- und Ruhrgebiet – und hat Wilhelmshaven zu Deutschlands bedeutendstem Mineralölimporthafen gemacht. Jährlich wird hier gut ein Fünftel der gesamten Rohölimporte Deutschlands gelöscht.
Ich gestehe, meine Beobachtungen kenntnisreich untermauert habe ich aber nicht bei Stranderkundungen in Hooksiel. Dafür empfiehlt sich das Küstenmuseum in Wilhelmshaven, wo man noch eine Menge mehr über das Leben am und mit dem Meer lernen kann. Und das auch als Schlechtwetteroption eine richtig gute Wahl ist.
Viel zu entdecken auch an Land
Wer übrigens mal eine Menge Muscheln auf einem Haufen sehen will (im übertragenen Sinne), der ist weniger hier am Strand als im Muschelmuseum am Alten Hafen von Hooksiel richtig. Ich selbst war leider außerhalb der Öffnungszeiten dort und habe daher nur durch die Fenster des ehemaligen Rathauses linsen können. Selbst so konnte ich schon einiges sehen und noch mehr erahnen.
Es heißt, für kleines Geld könne man dort tausende Exponate, von fingernagelkleinen bis handtellergroßen Muscheln und Schnecken, sehen. In allen Mustern, Farben und Formen, die es so gibt. Und auch, wenn die ganz sicher nicht alle an den deutschen Küsten zu finden sind – ein netter kleiner Zeitvertreib an einem vielleicht nicht ganz so schönen Küstentag ist das Museum allemal. Einfach vom Alten Hafen ein paar Schritte in die Fußgängerzone hineinlaufen, schon steht dem Muschelsuchen nichts im Weg. Also im übertragenen Sinne. Denn Mitnehmen darf man von dort nichts.
Aber dafür gibt es ja den Strand am Außenhafen. Mit all seinen Aussichten und dem Treiben auf der offenen Jade. Falls man sich nicht im Strandkorb mit einem guten Buch einkuschelt. Wenn man denn zum Lesen kommt. Weil das Wasser gefühlt immer genau dann da ist, wenn man eigentlich nicht aufs Meer schauen wollte.

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