So steht es im Foyer des Museums Reinhard Ernst (mre), das Ende Juni dieses Jahres an der geschichtsträchtigen Adresse Wilhelmstraße 1 in Wiesbaden eröffnete, an der Wand. Genauer gesagt steht dort: "Diese Gebäude gehört der Kunst, und die Kunst gehört allen." Ein Zitat der Stifter und Bauherren Reinhard und Sonja Ernst, die diesen grandiosen Museumsbau mit ihrer Stiftung und Kunstsammlung erst ermöglicht haben. Was für Gebäude, was für eine Schau.
Ich war an einem Donnerstag Mitte Juli dort. Und bin von meinem ersten Besuch noch immer begeistert – und werde wiederkommen. Allein und mit anderen Freunden, von denen die einen der Architektur, die anderen der Kunst wegen hinwollen.
Die ist übrigens abstrakt, lässt einem Spielraum für Interpretation und ist oft viel figurativer als viele denken. Und überraschend anders. Insbesondere jene, die extra für das mre entstand, dort fest verbaut wurde und zumindest im Foyer für jedermann frei zugängig ist. Wie auch die kunstvollen Toiletten im Untergeschoss, wo einen die grandiosen Glasarbeiten „Wandering thoughts“ der Graffiti-Künstlerin Mad C alias Claudia Walde willkommen heißen (siehe oben). Dorthin kommt (fast) jeder, weil die Schließfächer usw. gleich daneben sind. So spannend-alltäglich kann abstrakte Kunst sein.
Ich bedaure, dass ich beim ersten Besuch nur 90 Minuten bis zur Schließung um 18 Uhr hatte. Ausreichend zwar, um die Wahnsinnsarchitektur zu erleben und einen ersten Eindruck der Eröffnungspräsentation unter dem Titel "Farbe ist alles!" zu bekommen sowie kurz durch die interaktive Sonderschau rund um den Architekten des Baus – den kürzlich verstorbenen Japaner Fumihiko Maki, seines Zeichens Pritzker-Preisträger (sowas wie der Nobelpreis für Architektur) – zu schlendern (die übrigens nur bis 9. Februar 2025 zu sehen ist). Aber trotzdem viel zu wenig Zeit.
Jetzt weiß ich schon mal, welche Sichtachsen von drinnen nach draußen ich noch intensiver betrachten (wie etwa an Tony Craggs Skulptur "Pair" vorbei Richtung Wilhemstraße), in welchen Räumen (wie die 14 Metern hohen "Kathedrale") ich noch viel länger verweilen und in welche Kunst ich noch länger abtauchen will (auch dank der überall ausliegenden Ansichtsexemplare des Museummagazins N°1). Ich freue mich aufs Wiedersehen.
Übrigens: Jeden letzten Dienstag des Monats ist kostenfreier Nachmittag für alle von 15:00 bis 18:00 Uhr (wegen der großen Nachfrage aktuell nur mit limitierten Freikartenkontingent mit Einlass jeweils zur vollen Stunde, Stand: 19. August 2024). Und Kinder und Jugendlich bis 18 Jahre haben grundsätzlich freien Eintritt. Damit die Kunst auch wirklich und möglichst allen gehört, wenn sie denn mögen. Was für ein Angebot.