Ich mag ihn, diesen Fluss. Weil hier jede Jahreszeit ihren Reiz hat. Zugegeben, das kann eigentlich nur wissen, wer hier wohnt und ihn rund ums Jahr erlebt. Ich zum Beispiel. Auf Höhe Rheinkilometer 511.
(Also dort, wo der Blick des Aufmachers hingeht. Genauer gesagt, noch etwas rechts bzw. flussabwärts von dem Herrensitz. Der steht übrigens nicht am gegenüberliegenden Flussufer, sondern auf der Königsklinger Aue, einer fast zwei Kilometer langen Rheininsel.)
Und wer hier bei Wind und Wetter rausgeht, wohlwissend, dass man flussabwärts zumindest Richtung Flusskilometer 512 die eine oder andere "natürliche" Unterstellnotlösung findet. Falls einen hier, wo der 1.320 Kilometer lange Rhein auf seinem Weg zwischen Schweiz und Nordsee das einzige Mal von Ost nach West statt von Süd nach Nord fließt, eine durchs Rheintal ziehende Regenfront einholt. Dann gilt es, auf der richtigen Baumseite zu stehen und auszuharren. Wind und Regen ziehen meist rasch weiter. Und es ist definitiv "trockener", hinter ihnen im letzten Getröpfel heim- oder weiterzulaufen, als zu versuchen, ihnen vorauszulaufen oder wegzuradeln. Ehrlich.
Doch auch, wenn ich hier rund um Rheinkilometer 511 schon oft mal mehr, mal weniger nass wurde, ohne schwimmen zu gehen: Ich liebe den Rhein und den Rheingau – der übrigens am Main in Flörsheim anfängt und bis sich bis ins Mittelrheintal nach Lorch erstreckt. Und auch, wer hier nur kurz als Urlauber unterwegs ist – ob "unten" auf dem Rheinradweg oder "oben" auf dem Rheinsteig, schnell mal auf den Spuren von "Der Namen der Rose" in Kloster Eberbach vorbeischaut oder ausgiebig bei einer Verkostungs- und Shoppingtour in großen und kleinen Weingütern Halt macht –, bekommt zumindest eine Ahnung davon, warum der Fluss gerade hier zu jeder Jahreszeit (und selbst bei Regenschauern) seinen Reiz hat.
Okay, sicher auch noch andernorts. Im ganzen Rheingau. Aber ich lebe nun mal vor allem genau hier meine #flussliebe aus.
Tipp: Wenn jetzt im nahenden Herbst langsam das Grün weicht und die bunte Laubfärbung zunimmt, dampft der Rhein nach den ersten kalten Nächten morgens mystisch vor sich hin und ist erst gegen Mittag wieder nebelfrei. Magisch, wenn man dann Schiffe hört, aber nicht sieht. Oder sie sich langsam aus Nebelbänken herausschieben. Denn dann wird jedem klar, was es mit all den Dichtungen, Sagen und Mythen rund um "Vater Rhein" auf sich hat. Auch wenn die meisten davon, ich gebe es zu, nicht an Rheinkilometer 511/512 spielen …