Von Bergbau bis Backen:
Das Stadtmuseum Obernkirchen

14. Mai 2025

Obernkirchen und Sandstein gehört zusammen wie Pech und Schwefel: Bereits seit dem 11. Jahrhundert wird der fast schon legendäre Obernkirchener Sandstein abgebaut. Als einer der ältesten aktiven Steinbrüche der Welt finden sich seit 1.000 Jahren hiesige Steine verbaut in bekannten und unbekannten Gebäuden in ganz Europa und darüber hinaus: vom Aachener Dom bis zum Ulmer Münster, vom Kölner Dom bis zur Berliner Siegessäule.

Ein guter Grund also, einmal im Obernkirchener Museum für Bergbau- und Stadtgeschichte, so der hochoffizielle Name, vorbeizuschauen. Geöffnet immer mittwoch- und sonntagnachmittags von 15 bis 18 Uhr ist es wohl kein Haupt-Anfahrtsziel. Aber wenn man schon mal im Schaumburger Land unterwegs ist und es zeitlich passt, dann kann ein kurzer Halt dort durchaus kurzweilig sein – und ungeahnte Erkenntnisse bringen.

Zwischen Bergmannsalltag und Apothekenglanz

Denn kleine Regionalmuseen werden viel zu oft unterschätzt, ihre Ausstellung gerne als altbacken und verstaubt abgetan. Das mag mancherorts stimmen (auch ich habe schon Flops erlebt). Vielerorts jedoch ist man im Rahmen der kleinen Budgets und begrenzten Möglichkeiten engagiert bei der Sache. Und öffnet sogar eintrittsfrei. Wie dort.

Ein Highlight der stadtgeschichtlichen Ausstellung in Obernkirchen ist die "Privilegierte Apotheke Gebrüder Pape". Das gesamte Offizin der im Ursprung spätbarocken Schalterapotheke ist vollständig erhalten geblieben und füllt im Erdgeschoss einen großen Raum aus – mit so viel Details, dass man die Hauptthemen des kleinen Regionalmuseums glatt vergessen könnte.

Denn das sind, unübersehbar, vor allem Einblicke in über 500 Jahre Steinkohlebergbau, die über 200-jährige Tradition der Glashütten als Folgeindustrie und die Erfolgsgeschichte des schon erwähnten Obernkirchener Sandsteins, die vom frühen Mittelalter eben bis zur Gegenwart anhält. Da hinein passen auch die Einsichten in eine komplette Bergmannswohnung und das voll funktionsfähige "mechanische Kunstbergwerk“ aus dem späten 19. Jahrhundert. Man muss kein Kind sein, um hier länger neugierig stehen zu bleiben. Und um all die detailverliebten kleinen beweglichen Szenen auf und unter Tage zu erkunden, wenn die Museumsaufsicht auf den versteckten Startknopf gedrückt hat.

Vom Sandstein bis zum Backpulver

Soweit so gut – und erwartbar. Aber dann gibt es ihn doch, den einen Überraschungsmoment: Was macht denn bitte eine Glasvitrine rund um "Dr. Oetker’s Backpulver" hier? Verortet man das nicht in Bielefeld, wo man in der Dr. Oetker Welt auf den Spuren jenes legendären Backpulvers wandeln kann, das eines der ersten deutschen Markenprodukte wurde? Und zu dem sich längst unzählige Produkte zwischen Pizza und Pudding gesellt haben? Was hat der Weltkonzern mit Obernkirchen zu tun? Um es kurz zu machen: Im Haus am Marktplatz wurde Dr. August Oetker geboren!

Von ihm ist das Zitat "Habe ich erst mein Ziel, den Erwerb einer Apotheke, erreicht, werde ich versuchen, noch etwas ganz Besonderes zu schaffen." überliefert. So sollte es kommen. Und so macht einerseits die Offizin im Museum Sinn – und natürlich besagte Sonder-Vitrine.

Denn mit dem Kauf der Aschhoff’schen Apotheke in Bielefeld und der Entwicklung seines gebrauchsfertigen Backpulvers "Backin" legt Oetker 1893 den Grundstein für eine weitere Obernkirchener Erfolgsgeschichte. Vieles davon ist zwar naturgemäß nicht so "langlebig" wie die Gebäude aus hiesigem Sandstein, aber wer will schon selbstgebackenem Kuchen mit – so der erste Werbe-Slogan – "Gelingfähigkeit" widerstehen? Der ist nicht für die Ewigkeit, der ist für den Magen!

Im "Berg- und Stadtmuseum" Oberkirchen - Abteilung BergbauIm "Berg- und Stadtmuseum" Oberkirchen - Priviligierte Apotheke Gebr. PapeIm "Berg- und Stadtmuseum" Oberkirchen - Dr. OetkerDie Dr. Oetker Welt in Bielefeld
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