Unübersehbar steht er auf dem Marktplatz in der Bremer Altstadt: der Roland. Die fünfeinhalb Meter hohe Steinfigur trägt Rüstung und Schwert, der umgehängte Schild zeigt den doppelköpfigen Reichsadler – Symbole der Gerichtsbarkeit und Reichsunmittelbarkeit. Zusammen mit dem Rathaus zu seiner Linken zählt der Bremer Roland zum UNESCO Weltkulturerbe. Das macht ihn besonders, aber nicht einzigartig.
Denn Rolande gibt es allein in Deutschland 27, mindestens zehn weitere sind in anderen Ecken Europas erhalten (beispielsweise in Frankreich oder Österreich). Nicht nur große Städte wie Bremen haben einen, sondern durchaus auch kleine (etwa in Stendal in der Altmark). Und längst nicht überall ist er – wie in Bremen – alles in allem über zehn Meter hoch, wenn man vom Sockel über Baldachin bis zur Kreuzblume alles dazu zählt. Immerhin: Das machte den Bremer Roland zur größten freistehenden Statue des deutschen Mittelalters. Und: Er gilt als ältester erhaltener Steinroland. Wie es zu dieser Namensgebung kam, liegt dabei im Dunkeln. Ritter Roland soll im 8. Jahrhundert ein Gefolgsmann, wenn nicht gar ein Neffe Karls des Großen gewesen sein. Aber nichts Genaues weiß man nicht.
Den Bremer Roland gibt es in der heutigen Form jedoch ziemlich genau seit 1404. Sein Blick Richtung Dom symbolisiert die weltliche Macht und Unabhängigkeit der Stadt. Wobei die Ausrichtung wohl vor allem einem Konflikt mit einem Erzbischof geschuldet ist, der dort damals seinen Sitz hatte – und an der Zerstörung der hölzernen Vorgängerstatue alles andere als unschuldig war. Fun Fact am Rande ob dieser bürgerlichen Provokation: Seine volle Unabhängigkeit erhielt Bremen de facto erst 1647.
Was besonders auffällt? Die Kniespitzen! Und auch zu denen erfährt man bei einer Stadtführung mehr (zumindest ich habe es dort gelernt): Die imposanten Spitzen sind zum Messen da! Denn dereinst herrschte rund um den Bremer Roland herum täglich reges Markttreiben (heute einige Schritte weiter auf dem Domshof). Und dort brauchte es ein festgelegtes Maß, damit es keinen Streit gab, wessen Handbreit, Fuß oder Elle nun mal gelte. Das Ganz ist übrigens keine Bremer Erfindung: Maße wurden in jeder Stadt für alle festgelegt und in aller Regel gut sichtbar am Rathaus angebracht, so dass alle vor Ort nachmessen konnten. Einmalig ist nur, dass es in Bremen die Kniespitzen des Rolands sind, die die Bremer Elle anzeigen. Auch das macht ihn besonders, aber eben nicht einzigartig.
Tipp: Nur wenige Schritte weiter befindet sich die größte Foto-Hotspot-Konkurrenz des Bremer Rolands. Die Bremer Stadtmusikanten an der westlichen Ecke des Bremer Rathauses zur Kirche Unserer Lieben Frau hin sind zwar nicht so groß wie dieser, aber mitnichten übersehbar.