Mainzer Fastnachtmuseum: Narrenkappen

„Helau!“ im Mainzer Fastnachtsmuseum

Zu Margit Sponheimers „Am Rosenmontag bin ich geboren, am Rosenmontag in Mainz am Rhein“ hat es bei mir nicht gereicht. Ich bin an einem Fastnachtdienstag geboren in Diez an der Lahn. Aber damit hat es sich dann auch mit etwaigen närrischen Parallelen. Denn Fastnacht und ich, da prall(t)en zwei Welten aufeinander. Wäre ich doch mal früher im Mainzer Fastnachtmuseum gewesen …

Denn seitdem ich dort eine lehrreich-vergnügliche Weile zugebracht habe, hat sich meine Sicht auf das närrische Treiben in dieser oder einer anderen karnevalistischen Hochburg entlang des Rheins ein wenig geändert. Zugegeben, ein begeisterter „Fassenachter“, wie man in Mainz sagt, wird auch jetzt nicht mehr aus mir werden. Aber ein verständnisvollerer Zaungast.

Ein richtig närrischer Brunnen

Das wohl „meenzerischste“ aller Mainzer Museen befindet sich im Tiefparterre des historischen Proviant-Magazins, nur wenige Fußminuten vom 1967 auf dem Schillerplatz enthüllten und unübersehbaren Fastnachtbrunnen entfernt.

Dieser fast neun Meter hohe, bronzene „Wasserturm“ versteht sich mit seinen über 200 Figuren aus der Fastnacht und Mythologie als Symbol für die Mainzer Lebensfreude. Schon da gibt es viel rund um die „Meenzer Fassenacht“ zu entdecken, das mal geheimnisvoll, dann grotesk oder fratzenhaft daherkommt und zugleich vielfach vertraut ist. Und von Vater Rhein über den Paragraphenreiter und dem Mann mit dem Brett vor dem Kopf bis zur Stadtgöttin Mogontia reicht.

Funfact am Rande: Auf dem, dem Brunnen gegenüberliegenden, Balkon des Osteiner Hofes wird alljährlich am 11. November die Fastnacht ausgerufen.

Ein echtes „Meenzer“ Museum

Das Fastnachtmuseum selbst wiederum bietet auf ähnlich „kleinen“ Raum die geballte Fastnachtsgeschichte von Mainz – samt Kleidern von jenem „Margittche“, die das eingangs zitierte Lied berühmt machte, und der Original-Eulenbütt, die jeder kennt, der einmal die seit 1955 stattfindende Mutter aller närrischen Fernsehsitzungen, „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“, gesehen hat.

Ich gestehe: Man lernt wirklich eine Menge, während man durch die Schau schlendert. Man wird mitgenommen zu ihren Anfängen und den sie prägenden politisch-literarischen Traditionen im Vormärz, kann den Weg des Rosenmontagszuges auf einem begehbaren Stadtplan nachvollziehen oder auf dem Boden einem Zeitstrahl folgen, der die wichtigsten Jahreszahlen und Fakten des närrischen Treibens in Mainz zusammenfasst.

Die räumlich überschaubaren, aber detailreichen Ausstellungsbereiche widmen sich vor allem der Straßen-, Saal- und Fernsehfastnacht.

Hier finden sich Gardeuniformen, Narrenkappen (wie im Aufmacher), Orden, Zepter, Kostüme (etwa eines der legendären Hofsänger) und unverwechselbare Requisiten berühmter Fastnachtgrößen (die Hornbrille vom langjährigen TV-Sitzungspräsidenten Rolf Braun rief selbst bei mir Erinnerungen hervor), außerdem Plakate, Liederhefte und Fotos. Nicht zu vergessen die vielen Vitrinen voller Zugplakett(s)chen, die es seit 1950 gibt und jährlich den Rosenmontagszug mitfinanzieren, der übrigens erstmals 1884 mit Motivwagen durch die Mainzer Straßen rollte. Und natürlich die für Mainz so typischen „Schwellköpp“, die seit 1927 die „Meenzer Fassenacht“ bereichern und inzwischen auf eine 30-köpfige Motivfamilie angewachsen sind.

Das Mainzer Fastnachtsarchiv

Fazit? 2004 eröffnet, nimmt die liebevoll aufbereitete Schau rund um die fünfte Jahreszeit den Besucher kurzweilig mit auf eine Zeitreise durch die „Meenzer Fassenacht“ von ihren Anfängen anno 1837 bis heute. Sie verzichtet dabei zwar auf aufwendigen technischen Schnickschnack, enthält aber dennoch allerlei interaktive Elemente. Das umfangreiche Material kommt dabei nicht von ungefähr: Die Präsentation basiert neben eigenen Exponaten des Fördervereins auf dem Fundus des 1972 gegründeten Mainzer Fastnachtsarchiv, das dem Museum auch räumlich angeschlossen ist.

Das bekommt der gemeine Besucher zwar nicht zu sehen, profitiert aber davon. Und verlässt die kleine, aber feine Ausstellung zwar ohne die fastnachtsüblichen Kamellen gesammelt zu haben, aber voller närrisch-lehrreicher Eindrücke. In diesem Sinne: „Helau!“


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