Museumsdorf Cloppenburg:
Zeitreise auf niedersächsisch

25. Juni 2025

Nirgendwo sonst kann man so wunderbar in der "guten alten Zeit", versinken wie in den Museumsdörfern und Freilichtmuseen landauf, landab. Jedes Bundesland hat mindestens eines, wenn nicht mehr, das an einem Ort so geballt wie vielfältig das Fenster in die Vergangenheit öffnet. Auf dem Weg gen Nordsee bietet sich das Niedersächsische Freilichtmuseum in Cloppenburg dafür an – als entspannt-spannender Ort, um sich vor den letzten anderthalb Stunden Fahrtzeit bis zur Küste noch einmal die Füße zu vertreten. Zwischen Gehöften und Gärten, Windmühlen und Wassergräben.

Fenster in die Vergangenheit

Mehr als fünfzig Gebäude vom 16. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts stehen auf dem etwa 15 Hektar großen Gelände des Museumsdorfes. Unter der Woche kann man hier – meine Erfahrung – meist in aller Ruhe flanieren und so entspannt eintauchen in die Geschichte(n) vieler niedersächsischer Regionen. Und die spannende Nostalgie hält für Fans von Fenstern und Türen – wie mich – obendrein eine Menge Fotomotive bereit. An entsprechenden Ein- und Aussichten mit schönen Stillleben mangelt es, siehe Aufmacher, hier nicht. Im Gegenteil. Und nebenbei lernt man so einiges.

Wie auch anderorts wurden alle Schauobjekte von ihrem Originalstandort hierher transloziert, wie das im schönsten "Museumssprech" heißt. Immer wieder hat man die Chance, solche originalgetreuen Wiederaufbauarbeiten mit altem Material am neuen Standort mitzuverfolgen: Es lebe das traditionelle Handwerk! Dem man auch in historischen Werkstätten aller Art auf dem Gelände begegnet – von der Blaufärberei und dem Backhaus über Schmiede und Töpferei bis hin zu Drechselei und Zimmerei. Und einen Dorfkrug gibt es auch, denn kein (Mueums)Dorf ohne Gasthaus.

Zu entdecken gibt es in Cloppenburg zudem große Hofanlagen und mittlere Bauernhöfe, aber auch bescheidene Wohn- und Arbeitsstätten von Handwerkern und sogenannten Heuerleuten. Das waren landlose Arbeiter, die sich für kargen Lohn und Brot verdingten. Drei Mühlen, ein Herrenhaus, eine Kirche und eine Schule zählen zu den besonderen Attraktionen im Museumsdorf. Fast überall darf man eintreten und sich umschauen, wer mag digital per App, die man sich per QR-Code im Museumsfaltplan oder schon vorab von der Website runterladen kann – wenn einem das Papier zu Old Style ist Vor allem bekommt man dann unter anderem dank (der) "App ins Dorf" ein "Mehr" an Wissen, aufbereitet für kleine und große Museumsbesucher.

Zeitbogen bis ins 20. Jahrhundert

Was auffällt? Das es auch kürzere Zeitsprünge in die jüngere niedersächsische Vergangenheit gibt. So findet sich bereits Eingangsbereich die komplett eingerichtete 1980er-Jahre-Landdiskothek „Zum Sonnenstein“, die ich aber insofern gemieden habe, weil ich schon als Jugendliche um Diskotheken einen Bogen gemacht habe.

Reingeschaut habe ich dagegen in die Dr. Helmut-Ottenjann-Halle (sperriger Name und von außen auch wenig verheißend, zugegeben) wenige Schritte weiter, weil ein Schild ankündigte, dass der Tante-Emma-Laden geöffnet habe. Die Neugierde hat sich am Ende gelohnt: In der Halle kann man unter dem Motto "Konsum(t)räume" abtauchen in die Periode zwischen Wirtschaftswunder und Mauerfall mit allerlei ansprechend inszenierten Unterthemen. Wie eben einen originalgetreuen Tante-Emma-Laden, wie es ihn noch bis weit in die 1970er Jahre viele gab.

Besonders erwähnenswert: Das Museumsdorf ist täglich ab 9:00 Uhr geöffnet, nur am Heiligabend und Silvester sind seine Pforten geschlossen. Jeden Sonntag ist zumindest im Sommerhalbjahr "Dorf-Sonntag", wo Mitmach-Angebote vor allem auf die Jüngsten abzielen, währen die Älteren an öffentlichen Führungen teilnehmen können. Letztere sind übrigens kostenlos, es fällt nur der Museumseintritt an. Und Hunde dürfen an der Leine mit auf Zeitreise gehen. Es ist eben, wie eingangs gesagt, ein entspannt-spannender Ort, um sich vor den letzten anderthalb Stunden Fahrtzeit bis zur Küste noch einmal die Füße zu vertreten. Für alle.

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