In der alm-Dauerausstellung "Welt der Pfahlbauten" - 3: Pfahlbauer à la Playmobil

Zurück in die Steinzeit:
Pfahlbauten en miniature in Konstanz

Das Konstanzer Archäologische Landesmuseum Baden-Württemberg, kurz alm, gibt Einblicke in die Geschichte des Bundeslandes von der Steinzeit bis in die Neuzeit. Ausstellungs-Highlights sind das mittelalterliche Konstanz und die Schifffahrt am Bodensee – und die UNESCO-Welterbestätten Pfahlbauten am Bodensee. Die liegen „in echt“ zwar etwas mehr als eine Autofährenfahrt vom alm entfernt am Nordufer des Schwäbischen Meeres, sind im Museum jedoch multimedial und  dreidimensional präsent.

Pfahlbauer à la Playmobil

Plastik – wie im Aufmacherbild – kannten ihre einstigen Erbauer zwar nicht, aber im alm ist man mit den kleinen Figuren von Playmobil schon sehr oft erfolgreich in Familienausstellungen auf historische Spurensuche gegangen. Wenig verwunderlich, dass man ihnen auch hier und da in der Dauerausstellung zur „Welt der Pfahlbauten“ begegnet. Dort kann man dank ihnen nun en miniature betrachten, wie aus Stämmen jene Pfähle wurden, aus und auf denen ganze Dörfer entstanden.

Und das sind nicht wenige. 111 Pfahlbaufundstellen rund um die Alpen gehören seit 2011 zum UNESCO-Welterbe. 18 davon liegen in Deutschland und davon wiederum 15 in Baden Württemberg. Worauf man spürbar stolz ist. Nicht ohne Grund.

Diese jungneolithischen, bronze- und eisenzeitlichen Pfahlbau-Siedlungen gewähren einzigartige Einblicke in die Welt der frühen Bauern, auch wenn diese Sesshaftigkeit letztlich doch nur bedingt war – Holz ist eben ein Naturprodukt. Und neben Angriffen und Feuern sind Wind und Wellen dessen natürliche „Feinde“. Die Pfahlbauten waren nicht für die Ewigkeit gebaut – und überdauerten doch. Wie man vor allem im entsprechenden Freilichtmuseum in Unteruhldingen vielfältig erleben kann, einer jener Fundstätten, auf die man im Ländle besonders stolz ist.

Steinzeit mit Neuzeitmitteln

Die alm-Dauerausstellung „Welt der Pfahlbauten“ nutzt ihrerseits gekonnt die Möglichkeiten der Neuzeit, um die fast 4.000-jährige Geschichte der stein- und bronzezeitlichen Pfahlbauten in der Bodenseeregion darzustellen. Dazu zählen etwa der begehbare Nachbau eines Pfahlbauhauses, kleine Modelle sowie zahllose einzigartige Funde, die bestens konserviert Jahrtausende im Seeschlamm überdauerten. Denn immerhin: Mit den Pfahlbauten wandelte sich dereinst das Alltagsleben. Es entstanden Landwirtschaft, Viehzucht und sogar technische Innovationen – allen voran die Erfindung von Rad und Wage um 3.400 v. Chr. Ersteres machte zwar unabhängiger von Wasserwegen, aber auch passierbare Landwege notwendig.

Vieles davon konnte bereits erforscht werden und wird hier fundiert, aber unterhaltsam erklärt, manches gibt bis heute Rätsel auf. Etwa die älteste Wandmalerei nördlich der Alpen, entdeckt und „erpuzzelt“ aus hunderten von Lehmfragmenten der Pfahlbausiedlung in Ludwigshafen-Seehalde, wie Unteruhldingen am Überlinger See gelegen.

Was es mit den sieben lebensgroßen Frauenfiguren auf sich hat, die mit Kalkfarbe stilisiert an die Hauswand gemalt waren … man weiß es nicht. Das „Kulthaus von Ludwigshafen“ mit seinen dereinst mit plastisch modellierten Lehmbrüsten versehenen mutmaßlichen Göttinnen (oder doch Ahninnen?) wird im alm jedoch spannend zum Leben erweckt und in Originalgröße an die Wand gezaubert. Immer wieder. Ein Knopfdruck genügt. Multimedia macht’s möglich.

Alles „in echt“ erleben

Der bereits erwähnte Nachbau des Pfahlbauhauses allerdings stößt an seine Grenzen –  auch wenn er scheinbar im Wasser steht. Ein kleines Haus macht eben noch keine ganze Siedlung. Und eine beleuchtete Fotowand noch keinen glitzernden Bodensee. Die Illusion ist gut, aber nicht perfekt. Macht aber nichts.

Ein regelrechter Dorfnachbau „in echt“ liegt ja nur wenige Autominuten mehr als die 15-minütige Fährüberfahrt Konstanz-Meersburg entfernt am Nordufer des Schwabenmeers in Unteruhldingen. Schließlich kamen die Pfahlbauer auch einst über Bäche, Flüsse und den Bodensee dorthin. Warum es ihnen also nicht einfach nachmachen? Eine bessere Ergänzung kann man sich gar nicht wünschen.


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