Rheinland-pfälzisches Freilichtmuseum Bad Sobernheim - in der Baugruppe Hunsrück-Nahe

Freilichtmuseum
Bad Sobernheim:
Rheinland-Pfalz en miniature

Wie haben die Rheinland-Pfälzer in den vergangenen 500 Jahren gelebt, gewohnt, gearbeitet? Wie baute man auf dem Hunsrück oder an der Nahe? Was war am Mittelrhein und auf dem Westerwald prägend? Was zeichnet die Regionen Mosel und Eifel aus? Und was hat in der Pfalz und Rheinhessen von „damals“ hier überdauert? Antworten gibt’s seit 50 Jahren im Freilichtmuseum im idyllischen Nachtigallental in der Felkestadt Bad Sobernheim.

Gelebte Geschichte im Nachtigallental

Im größten Open-Air-Museum von Rheinland-Pfalz bilden dafür rund 40 Originalgebäude auf einer Fläche von 35 Hektar in vier Baugruppen die letzten fünf Jahrhunderte des Bundeslandes ab.

Dazwischen sorgen im Rheinland-Pfälzischen Freilichtmuseum Wiesen und Weiden, Obstbäume und Bauerngärten für viel Grün, das auf meist naturbelassenen Wegen erlaufen werden will. Eine grüne Oase, wo man selbst im Hochsommer dank cleverer Rundwegführung noch viel Baumschatten abbekommt. Und nebenbei Groß wie Klein viel Wissenswertes über die Natur erfahren kann: Allerlei Mitmach- und Infostationen sorgen nämlich auch jenseits all der historischen Häuser, die Stein für Stein und Holz für Holz vor Ort abgebaut und hier wieder originalgetreu aufgebaut wurden, für Abwechslung.

Man könnte auch einfach so durch das Nachtigallental spazieren, aber dann würde man das Beste verpassen: die Häuser und ihre Inszenierungen.

Der Alltag von einst als Inszenierung

Denn Dorfschmiede und Wassermühle, Kneipe und Frisörsalon, Metzgerei und Druckerei, Kaufmannsladen und Kegelbahn oder Winzer- und Bauernhöfe und viele andere Gebäude mehr sind zwar von außen hübsch anzusehen. Doch erst ihr Inneres sorgt für eine ebenso kurzweilige wie informative Reise in die Vergangenheit. Denn fast überall stehen fast alle Türen offen – und laden ein, in Erinnerungen und Geschichte(n) abzutauchen.

Der Alltag von einst wird dort zum Star, festgehalten in vielen kleinen Einzelszenen, als hätte jemand die Pausentaste gedrückt: Im Klassenzimmer liegen noch ein vergessenes Schulbuch und -heft auf den Pulten. In der schmuck gekachelten Metzgerei findet man sich im (gefaktem) Wursthimmel wieder. In der alten Dorfkneipe warten Getränkekisten darauf verräumt zu werden. In der (mietbaren!) alten Kegelbahn wollen alle Neue geworfen werden – sofern man einen „Kegeljungen“ hat, der die Kegel von Hand wieder aufstellt und die Kugeln über den Kugellauf zurückbefördert. In der Druckerei könnte jederzeit ein Setzer Platz nehmen und loslegen. In der alten Poststelle mahnt ein Hinweisschild, doch bitte deutlich und sauber zu stempeln. Und und und …

In viele dieser Szenen kann man ein Stück weit eintreten und wird vom Beobachter scheinbar zum Akteur. Andere sind bewusst hinter Glas, um die detailverliebte Präsentation – verständlicherweise – vor Zugriffen zu bewahren. Damit Vorratskammern auch weiterhin voller (gefakter) Waren bleiben, gedeckte Tische weiter auf den kommenden Besuch warten und im Fotostudio die „frisch“ entwickelten Fotos in Ruhe an der Leine trocknen können. Keine Sorge: Es gibt auch einen Kiosk und eine Gaststätte, die wie einst „in echt“ ihren Tresen bzw. Gaststube öffnen.

Schmucke Fenster und alte Türen

All das verbirgt sich hinter alten Klappläden, historischen Sprossenfenstern und handgearbeiteten Türen. Deren Kassetten oder Schnitzereien zeugen von traditionellem Schreinerhandwerk (wie im Aufmacher) – und sind ein Paradies für Fans von „Fenstern und Türen“ . Und sorgen mit ihren Ein- und Ausblicken sowie Spiegelungen auf ihre Art für weitere Inszenierungen. Wie auch die regelmäßigen Handwerksonntage oder „belebten Häuser“, wo Gegenwart und Vergangenheit dank Live-Aktionen aufeinandertreffen.

Das Erlebnis Museum komplett machen neben dem Veranstaltungskalender die vielfältigen Angebote für Familien und Gruppen. Aber auch, wer jenseits all dem einfach dem Rundweg folgt und sich von seiner eigenen Neugier treiben lässt, der sieht und erfährt eine ganze Menge.

Gut zu wissen: Die Saison geht noch bis Ende Oktober, bevor das Museum – im Gegensatz etwa zum Niedersächsischen Freilichtmuseum im Museumsdorf Cloppenburg – in den Winterschlaf geht und erst Mitte/Ende März wieder seine Pforten öffnet. Übrigens montags auch an Feiertagen und in den rheinland-pfälzischen Schulferien.


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